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1. Theil 4 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Karlsbad. 125 den Dolch in die eigene Brust, eilte auf die Straße und rief dem Volk zu: „Hoch lebe mein deutsches Vaterland!" Er wurde ins Hospital gebracht und am Leben erhalten, bald darauf aber hin-gerichtet. Die blutige That, welcher bald ein ähnlicher Mordversuch auf den nassauischen Regierungspräsidenten von Jbell folgte, rief an den Höfen und in den höheren Kreisen eine um so größere Entrüstung hervor, als es nicht an öffentlichen Stimmen fehlte, welche dieselbe zu beschönigen, ja fast zu verherrlichen bemüht waren. Man glaubte, daß ein Geheimbund bestehe, um die mißliebigen Staatsmänner zu ermorden und eine allgemeine Umwälzung herbeizuführen. Jedenfalls aber schien es nothwendig, den revolutionären Bestrebungen mit aller Kraft entgegen zu treten. In einem Congreß zu Karlsbald vereinigten sich die Bevollmächtigten der deutschen Regierungen zu gemeinsamen Maßregeln (1819). Es wurde eine allgemeine Untersuchungscommission für die sogenannten „demagogischen Umtriebe" in Mainz niedergesetzt, die burschenschastlichen Verbindungen auf den Universitäten wurden verboten, die besondern Turnanstalten und Turnvereine aufgehoben, alle Universitäten unter die genaue Aufsicht besonderer Regierungsbevollmächtigter gestellt und einzelne, besonders verdächtige Universitätslehrer verhaftet oder entlassen. Da ferner ein Artikel der Bundesverfassung vom Jahre 1815, worin landständische Verfassungen für alle Staaten versprochen waren, besonders viel Veranlassung zu überspannten Hoffnungen und Forderungen gegeben hatte, so wurde in einem erneuerten Congreß zu Wien (1820) jener Artikel durch die sogenannte Wiener Schlußacte dahin erklärt, daß die gesammte Staatsgewalt in dem Oberhaupt des Staats vereint bleiben müsse, daß ferner die Bundesfürsten durch keine landständische Verfassung in der Erfüllung ihrer Bundesverpflichtungen gehindert oder beschränkt werden könnten. Hierdurch ist die Bundesversammlung seitdem zum Haupthinderniß der auf Einführung von Volksvertretungen gerichteten Bestrebungen geworden, und deshalb wurden gegen sie besonders die Angriffe der Liberalen gerichtet. Durch diese Parteistreitigkeiten, an welch'en sich fast alle Gebildeten betheiligten, wurde das Glück, welches die deutschen Staaten nach der Wiederherstellung des Friedens hätten genießen können, sehr beeinträchtigt, und auch die milde und väterliche Regierung des Königs Friedrich Wilhelm von Preußen wurde dadurch

2. Theil 4 - S. 165

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Italien. 165 selbe Geist, welcher hier vorherrschte, wurde in der neu erwachten Burschenschaft auf den Universitäten, sowie in einem Theil der Presse, in geheimen Verbindungen aller Art genährt. Endlich machten schwärmerische, verirrte Jünglinge in Gemeinschaft mit politischen Flüchtlingen u. a. einen wirklichen, aber thörichten Versuch zum Umsturz der bestehenden Verfassung durch das sogenannte Frankfurter Attentat. Verführt durch lügenhafte Vorspiegelungen von Frankfurter Mitverschworenen und in verblendetem Vertrauen auf einen verheißenen Aufstand der Bevölkerung der Umgegend wagten sie einen frevelhaften Angriff auf die Besatzung von Frankfurt, töbteten einige Soldaten und riefen das Volk zur Eroberung der Freiheit auf, welche sie von dem Sitze des Bundestags auf ganz Deutschland auszudehnen hofften. Aber sie sahen sich bald in ihren kühnen Erwartungen auf größere Theilnahme getäuscht, wurden von dem Militär in die Enge getrieben und, soweit sie sich nicht durch die Flucht retten konnten, gefangen gesetzt. In Folge dieser Ereignisse verschärften die Regierungen ihre Maßregeln der Vorsicht: in ganz Deutschland wurden strenge Untersuchungscommissionen gegen die demagogischen Umtriebe niedergesetzt, die Führer der liberalen Partei streng beobachtet und verfolgt, und durch Bundestagsbeschlüsse wurde die souveraiue Gewalt der Fürsten gegen etwaige Uebergriffe der Ständeversammlungen bestimmter als bisher festgestellt. Auch in dieser Gegenwirkung gegen die Revolution wurde nicht immer die wünschenswerthe Mäßigung beobachtet, und dadurch eine geheime Fortwirkung der liberalen Bestrebungen und besonders der Widerwille gegen den Bundestag um so mehr befördert. Auch in Italien gingen die Bewegungen, welche in Folge des Julisturms ganz Europa durchzuckten, nicht spurlos vorüber. Besonders entstanden in Modena und in den Kirchenstaaten heftige Unruhen. Auf die Bitten des Herzogs von Modena und des Papstes Gregor Xvi. rückten jedoch östreichische Truppen ein und stellten die Ruhe bald wieder her. Der Papst mußte indeß auf Drängen seiner eigenen Bundesgenossen, der Oestreich er, die Zusage ertheilen, einige wesentliche Verbesserungen in der Verwaltung seiner Staaten eintreten zu lassen. Als nach dem Ausrücken der Hülsstrnppen aber die Unterthanen sich mit den eingeführten sehr geringen Aenderungen nicht zufrieden erklärten, nahm der Papst nochmals zu Oestreich seine Zuflucht, und neue Truppen rückten ein, welche jedoch von den Bewohnern selbst' als Helfer gegen die

3. Theil 4 - S. 223

1880 - Stuttgart : Heitz
Revolution in Italien. 223 ganz Deutschland geriet!; darüber in große Aufregung und widmete seinem Andenken überall Gedächtnißfeiern. Schon während der Unruhen in Wien war der östreichische Reichstag von dort nach Kremsier bei Olmütz verlegt worden. Das neu ernannte Ministerium des Fürsten Schwarzenberg legte ein Programm vor, nach welchem die verheißenen Freiheiten nicht geschmälert werden sollten. Am 2.. December legte zu allgemeiner Ueberraschuug der Kaiser Ferdinand die Regierung nieder; er ist 1875 in Prag gestorben. Sein Bruder, der Erzherzog Franz Karl, entsagte dem Thron, welchen dessen Sohn, der junge Erzherzog Franz Joseph, bestieg. Die demokratische Partei im Reichstage, durch das kräftige Vorgehen der Regierung und durch weitere Befürchtungen gereizt, trat immer heftiger gegen das Ministerium auf und führte dadurch die Auflösung des Reichstages (am 7. März 1849) herbei. Der Kaiser octroyirte darauf, wie es in Preußen geschehen war, eine Verfassung und ein Gesetz über die Grundrechte, welche jedoch beide fürerst nicht zur Ausführung gekommen sind. 138. Die Revolution in Italien und Ungarn. In Italien war der Boden für neue Revolutionen schon vor dem Jahre 1848 gelockert worden; es konnte daher um so weniger fehlen, daß die Februarrevolution dort den lautesten Wiederhall fand. Sicilien hatte sich, wie wir oben gesehen, schon vorher von Neapel losgerissen; in Neapel selbst entstand ein Ausstand der Bürger, aber der König unterdrückte denselben mit Hülfe der Truppen und besonders durch Aufreizung des niedrigen Volks (der Lazzaroni) gegen die Bürgerschaft. In Sicilien war inzwischen der Herzog von Genua (Sohn des Königs von Sardinien) zum König ausgerufen worden, und nachdem ein Waffenstillstand nicht zu einem bleibenden Frieden geführt hatte, wurde der Krieg mit erneuerter Erbitterung wieder aufgenommen. An der Spitze der Sicilianer, welche durch fremde Hülfstruppen verstärkt wurden, stand der Pole Mieroslawski; aber sie mußten der bessern Kriegszucht der Neapolitaner erliegen und sich dem bourbonischen Königshause wieder unterwerfen (Mai 1848). Es ist bereits erwähnt worden, wie die Begeisterung für Pius Ix. in dem Kirchenstaate und in ganz Italien kälteren Gefühlen Platz machte, als er, nach Erfüllung der ersten vorläufigen

4. Theil 4 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. am 13. August mit dem russischen General Rüdiger die Eapi-tutation von Vilagos, nach welcher er mit 30,000 Mann die Waffen streckte. Man hat Görgey von ungarischer Seite Verrath an der Sache seines Vaterlandes vorgeworfen; es ist jedoch andererseits die Annahme zulässig, daß er in der festen Ueberzeugung von Ungarns unvermeidlichem Fall dem Heer und dem Volk durch die Uebergabe noch eine Erleichterung verschaffen wollte. Seine That zog ihm aber die bittersten Verwünschungen zu, um so mehr, als er bei der Kapitulation nur für seine eigene Sicherheit, nicht für die seiner Kampfgenossen gesorgt hatte. Der Kampf war nun beendigt. Kossnth, Dembinski, Bern und andere Anführer flohen nach der Türkei; Komorn wurde erst nach einiger Zeit von Klapka unter ehrenhaften Bedingungen übergeben. Der Aufruhr wurde von Haynau zum Theil grausam gerächt; aber es gelang nicht, in den Ungern die Liebe zu ihrer Verfassung zu ertödteu und sie an einen neuen Zustand der Dinge zu gewöhnen. 139. Verfassungskämpfe in Deutschland, 1849. Wenn die Parteien in der Frankfurter Nationalversammlung in Bezug auf die deutsche Verfassung von Anfang an sehr auseinander gegangen waren, so wurde das Werk durch Oestreichs Stellung nach der Unterdrückung der Revolution noch erschwert. Die östreichische Regierung, besonders das Schwarzenbergsche Ministerium, hatte nämlich die Einheit und Zusammengehörigkeit aller Theile des östreichischen Gesarnrntstaats zur Grundlage seiner Politik gemacht, wie sollte nun ein einiges Deutschland mit Inbegriff der östreichisch-deutschen Provinzen geschaffen werden, wenn man nicht gleichzeitig auch die übrigen ganz fremdartigen Theile des Kaiserstaats mit hinzunehmen wollte? Es bildete sich in Frankfurt unter Leitung Heinrichs von Gagern eine mächtige Partei, welche einen engern deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs herstellen, dann aber wieder einen weitern Bund mit dem gesammten Oestreich herbeiführen wollte. Hiergegen erklärten sich aber alle Obstreicher, ein großer Theil der Süddeutschen und die Demokraten, welche nur einen großen Bundesstaat mit Einschluß Oestreichs (Groß-Deutchland) anerkennen wollten. Nachdem im December 1848 die Grundrechte der deutschen Nation verkündigt worden, kam man zur endlichen Feststellung der Verfassung selbst. Ehe die Frage über die Ausdehnung des Bun-

5. Theil 4 - S. 237

1880 - Stuttgart : Heitz
Preußische Unionspolitik. Wiederherstellung des Bundestags. 237 140. Die preußische Unionspolitik und Wiederherstellung des Bundestags, 1850—51. Zu derselben Zeit, wo Preußen die Aufstände, welche wegen der Ablehnung der Kaiserkrone entstanden waren, im eigenen Lande und in andern Staaten siegreich bekämpfte, hatte sich Friedrich Wilhelm Iv. doch veranlaßt gefunden, das in Frankfurt versuchte Einigungswerk seinerseits wieder aufzunehmen. Er hatte die ihm angebotene Würde abgelehnt, weil er die mitangebotene Verfassung nicht billigen konnte und weil er den andern deutschen Regierungen keinen Zwang anthun wollte; der Idee des Bundesstaates aber war er zugeneigt und suchte sie jetzt auf andere Weise zu verwirklichen. Er hatte dem deutschen Volk angekündigt, daß dem Streben nach einem einheitlichen Bundesstaate mit einem Volkshause Rechnung getragen werden sollte, und um sein Wort einzulösen, schloß er mit Sachsen und Hannover den sogenannten Dreikönigs-bund (vom 26. Mai), durch welchen die deutschen Staaten zur Annahme einer Bundesverfassung unter Preußens erblicher Oberhoheit mit einem Staatenhause und Volkshause aufgefordert wurden. Die deutsche Nation begrüßte dieses mit Freuden, und ein großer Theil der frühern Gagernfchen Partei von Frankfurt vereinigte sich in Gotha zu dem Entschluß, für das Zustandekommen des Dreikönigsentwurfs nach Kräften zu wirken. Die meisten kleinern deutschen Staaten schlossen sich dem Bündniß bald an, und es wurde vorläufig ein Verwaltungsrath für dasselbe ernannt. Preußen kam in seinen innern Angelegenheiten jetzt zu einer ruhigen und hoffnungsvollen Entwickelung, indem die nach einem neuen Wahlgesetz zusammenberufene Kammer in großer Einmütigkeit mit der Regierung wirkte, und in Uebereinstimmung mit derselben die Revision der Verfassung zu Stande brachte, welche in ihrer neuen Gestalt am 31. Januar 1850 vollzogen und am 6. Februar 1850 vom König und den Kammern feierlich beschworen wurde. Oestreich hatte sich inzwischen mit Preußen zu einer gemeinsamen interimistischen Bundesregierung in Frankfurt vereinigt, setzte aber zugleich seinen ganzen Einfluß daran, das engere Bündniß, welches Preußen mit einem Theil der deutschen Staaten geschlossen hatte, wieder zu lösen. So geschah es, daß zuerst Sachsen und Hannover sich von dem Dreikönigsbündniß wieder

6. Theil 4 - S. 238

1880 - Stuttgart : Heitz
238 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. lossagten, daß von Baiern und Württemberg die heftigsten Angriffe auf den preußischen Plan geführt wurden und daß in Kurhessen -unter dem Minister Hassenpflug, welcher früher in Preußen selbst eine günstige Aufnahme und Stellung gefunden hatte, ein preußenfeindliches Ministerium gebildet wurde. Alle diese Staaten wollten jetzt, nachdem die Revolution nicht mehr zu fürchten war, Preußens Ansehen nicht mehr stärken helfen, und widerstrebten deshalb dem Einigungswerke, in welchem Preußen hätte an der Spitze stehen müssen. Die preußische Regierung berief, dieser Gegenstrebungen ungeachtet, am 20. März 1850 das erste Parlament der neuen Union (wie man jetzt den engern Bundesstaat nannte) nach Erfurt, wo die vorgelegte Verfassung im ganzen angenommen und dann in einzelnen Punkten nach den Wünschen der Regierung geändert wurde. Dennoch wurden in einem gleich darauf nach Berlin gerufenen Fürstencongreß (9. Mai), bei welchem sich der größte Theil der Unionsfürsten einfand, viele Bedenken gegen die Ausführbarkeit des ganzen Werks laut, und obwohl zur einstweiligen Regierung der Union ein provisorisches Fürstencollegium eingesetzt wurde, so war doch von jenem Zeitpunkt an das rechte Vertrauen zu der Verwirklichung des Bündnisses nicht mehr vorhanden. Oestreich, hierdurch ermuthigt, erließ eine Aufforderung zur Wiedereröffnung des alten Bundestags, da in der Rückkehr zu diesem „das einzige Mittel zur Lösung der Versassungs-' frage in Deutschland erkannt werden müsse". Ein Theil der deutschen Regierungen beschickte den Bundestag, welcher nun unter Oestreichs Leitung in Frankfurt tagte, während die übrigen Staaten mit Preußen zum Fürstencollegium verbunden blieben. Immer größer wurde die Spannung zwischen beiden Seiten, besonders als in Preußen der General von Radowitz, der Hauptbeförderer des Unionswerks, zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt wurde und als dagegen die Monarchen von Oestreich, Baiern und Württemberg sich in einer Zusammenkunft zu Bregenz zu gemeinschaftlichem Handeln vereinigt hatten. Streitigkeiten in Knrhefsen und die holsteinschen Angelegenheiten führten kurz darauf zu einer entscheidenden Krisis. In Kurhessen war das Ministerium Hassenpflug, welches die Verfassung im Widerspruch mit dem Landtage abänderte, mit diesem in einen unversöhnlichen Zwiespalt gerathen, und die Kammern untersagten zuletzt die Erhebung der Steuern. Da fast sämmtliche

7. Theil 4 - S. 239

1880 - Stuttgart : Heitz
Ministerium Hassenpflug. 239 Beamten und selbst das Militär der Regierung die Mitwirkung bei Zwangsmaßregeln versagte, so wandte sich der Kurfürst, der von Kassel nach Wilhelmsbad geflüchtet war, an den Bundestag in Frankfurt mit einem Gesuch um Bundeshülfe. Diese wurde zugesagt und baiersche Truppen rückten zur Execution der Bundesbefehle in Hessen ein. Preußen aber, welches den Bundestag nicht anerkannte, bestritt ihm auch die Besugniß zu dieser Execution und ließ gleichfalls Truppen in Hefsev einrücken. Einen Zusammenstoß freilich wollte man sürerst sorgfältig vermeiden, und ein Conflict preußischer und baierscher Truppen'bei Bronzell wurde für ein Mißverständniß erklärt. Gleichzeitig drohte auch in Bezug auf Schleswig-Holstein ein offener Zwiespalt zwischen Oestreich und Preußen auszubrechen. Der Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark war am 2. Juli 1850 in einen wirklichen Frieden umgewandelt worden, und die Herzogtümer, welche sich nun selbst überlassen waren, nahmen nach vergeblichen Unterhandlungen mit Dänemark den Krieg wieder auf. Sie beriefen zum Obercommando den frühern preußischen General von Willisen, unter welchem ihre Armee jedoch bei Jdstedt, Missunde und bei Friedrichsstadt geschlagen wurde. Dänemark hatte sich inzwischen an die Großmächte gewandt und diese hatten, mit Ausnahme Preußens, beschlossen, die Holsteiner zur Unterwerfung zu bewegen und nöthigen-falls zu zwingen. Oestreich war der Ansicht, daß der deutsche Bund hier handelnd auftreten müßte; Preußen dagegen, weil es den Bundestag nicht anerkannte, widersprach auch hierin Oestreichs Anträgen. Eine Entscheidung schien aber um so dringender, als die fremden Mächte mit einer Einmischung drohten. Der Zwiespalt zwischen Preußen und Oestreich war nun auf dem Punkt angekommen, wo anscheinend nur noch das Schwert entscheiden konnte. In beiden Staaten, wie in ganz Deutschland, bemächtigte sich der Gemüther die größte Aufregung. Fürst Schwarzenberg, der östreichische Premierminister, schien entschlossen, die Sache bis auss äußerste kommen zu lassen, und bereits ließ die östreichische Regierung große Truppenmassen in Böhmen sammeln. Der Einfluß des Ministers von Manteusfel und der dringende Rath des Kaisers von Rußland, mit welchem der Gras von Brandenburg in Warschau eine Zusammenkunft hatte, vermochten den König von Preußen, den Weg der Verständigung mit Oestreich nochmals zu versuchen, und den

8. Theil 4 - S. 240

1880 - Stuttgart : Heitz
240 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Minister von Radowitz, welcher die sofortige Mobilmachung der ganzen preußischen Armee als Kriegsdrohung gegen Oestreich beantragte, zu entlassen (3. November). An seine Stelle trat Herr von Manteussel, welcher nach dem gleich darauf (6. November) erfolgten Tode des um Preußen hochverdienten Grafen von Brandenburg auch an die Spitze des ganzen Ministeriums trat. Da Oestreich trotz der wieder eingeleiteten Verhandlungen seine Rüstungen fortsetzte, so faßte auch die preußische Regierung den Entschluß der Mobilmachung der Armee. Dem Rufe seines Königes folgte das preußische Volk, wie immer, mit Begeisterung und Opfe^willigkeit. Aber in ganz Deutschland entstand gleichzeitig eine bedeutende Gährung, und die preußische Regierung wurde über den Ausgang in doppelter Beziehung besorgt. Während sie einerseits alle Großmächte Europas gegen sich vereinigt glaubte, fürchtete sie andererseits, daß im Fall eines Kriegs mit Oestreich sich überall die demokratische Partei wieder erheben würde. Um diese Verantwortung nicht auf sich zu nehmen, machte der Minister von M anten ff el noch einen letzten, verzweifelten Versuch zur Verständigung. Er hielt mit dem Fürsten von Schwarzenberg eine Zusammenkunft in Olmütz, wo wirklich eine Einigung in der Weise zu Stande kam, daß zur Ordnung der deutschen Bundesverhältnisse Conferenzen in Dresden gehalten werden, daß aber zur Herstellung der Ordnung in Hessen und des Friedenszustandes in Holstein Oestreich und Preußen zusammen wirken sollten. In Preußen und in den befreundeten Staaten erregte diese Convention in weiten Kreisen eine sehr große Mißstimmung. Auch die preußischen Kammern zeigten sich sehr erregt über diesen Ausgang der deutschen Händel und mußten eine Zeit lang vertagt werden, worauf sie sich einer weitern Einmischung in die deutschen Angelegenheiten enthielten. In Kurhessen wurde durch die Bundestruppen der Gehorsam gegen die Hasseupflug'sche Regierung erzwungen, und nach Holstein rückten, da Preußen nicht füglich selbst zur Entwaffnung seiner früheren Bundesgenoffen beitragen konnte, östreichische Truppen von Süddeutschland her. Die Herzogthümer fügten sich in die schwere Nothwendigkeit: eine Zeit lang weilte die östreichische Besatzung noch in Holstein und Hamburg, zog sich dann aber aus Norddeutschland wieder zurück. Dänemark verpflichtete sich damals gegen die beiden deutschen Großmächte in einer Note vom 26. August 1851, die verfassungsmäßigen Zustände der Herzogthümer

9. Theil 4 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Paris. 269 Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeüßern eröffnet und durch Vorschlag des Grafen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen. Um die Verhandlungen abzukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als Inbegriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahin der Friede nicht Zu Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht unterbrochen werden.' Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Rußland, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexander Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weil es alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch widerwillig, der Pression seines Alliirten 'fügen mußte, rasch zu Stande kam. Derselbe ward am 30. März um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet. Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutralisation des schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Küsten kein Marine-Militär-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aushörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschiffsahrts-Verhältnisse eingesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protectorats über die Donau-fürstenthümer, welche fortfahren sollten, unter Suzerainetät der Pforte und unter Garantie der contrahirenden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen, 4) Ausnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff auf die Unabhängigkeit und die Territorialität des ottomanischen Reichs als eine Frage dev allgemeinen Interesses betrachtet werden soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donausürstenthümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungsgrund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur m so fern, als die contrahirenden Mächte sich auf Mittheilung des

10. Theil 4 - S. 272

1880 - Stuttgart : Heitz
272 - Neueste Geschichte. 3. Periode. Der minder bedeutende Conflict mit Neapel, welcher sich während des Krieges den Westmächten abgeneigt gezeigt hatte, ist nur darum bemerkenswerth, weil der Pariser Congreß, als die italienische Frage dort auftauchte, dem Könige von Neapel Maßregeln der Milde und Gerechtigkeit im Interesse der Ruhe Italiens anempfahl. König Ferdinand Ii. wies diese Vorstellungen, als einen Eingriff in seine Sonveränetätsrechte, entrüstet zurück; die italienische Nationalpartei aber wurde in ihren Hoffnungen auf den Beistand des Auslandes gestärkt. 146. Der Snndzoll und die Neuenburger Angelegenheit. Seit Jahrhunderten beanspruchte Dänemark von den durch den Sund und die Belte fahrenden Schiffen eine Abgabe, und zwar vom Schiff wie von der Ladung, welche sowohl in ihrem Rechts-titel als in ihrer Bemessung zu verschiedenen Zeiten bestritten, allmählich zu einem vertragsmäßigen Recht geworden war, obwohl die Ostseeschifffahrt dadurch unendlichen Nachtheil erlitt. Eben deshalb hatte Preußen wiederholentlich Schritte gethan, um eine Ablösung des Zolls herbeizuführen, ohne bei Dänemark große Geneigtheit zu finden. Da brachte Nordamerika die Sache zur Entscheidung. Der Vertrag der Regierung von Nordamerika mit Dänemark ging im April 1856 zu Ende und dieselbe erklärte, daß sie ihn weder erneuern noch fernerhin einen Zoll zahlen, einer etwaigen Behinderung ihrer Schifffahrt aber mit Gewalt begegnen werde. Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht und veranlaßte Dänmarke, alle beim Sundzoll interessirten Staaten zu einer Conferenz nach Eopenhagen einzuladen, um die Frage gütlich zu lösen. Daber erklärte sich Dänemark zum voraus bereit, auf eine Capitalisiruug der Abgabe einzugehen, welche Summen dann auf die betreffenden Staaten repartirt werden sollten. Die Conferenz kam auch wirklich zu Stande und das Resultat derselben war ein unterm 14. März 1857 abgeschlossener Vertrag, wodurch die Sund- und Beltzölle gegen eine Totalsumme von 30,376,325 Reichsthaler (wovon 4,440,027 Reichsthaler auf Preußen kamen) abgelöst wurden. Die Neuenburger Angelegenheit war seit dem Jahr 1848 als ein untergeordneter Gegenstand in der Schwebe geblieben. ) *) Die Geschichte der preußischen Souverainetät über Neuenburg ist folgende: Das Schloß Neuenburg, im 9. Jahrhundert erbaut, kam mit dem burgundischen
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